Posts Tagged ‘Wirtschaftskrise’

Kompetent aussehen

2011-10-25

Wer ist eigentlich schuld am aktuellen Schlamassel um den Euro und die die Griechenland-Pleite? Die Banken? Die Politiker? Die Griechen? Die Deutschen? Oder doch wieder die Illuminaten? Morgen stimmt der Bundestag über den Hebel auf die EFSF-Gelder ab. Da wäre es ja schön zu wissen, auf wen man dann einprügeln kann, wenn es wie erwartet kracht, und wie man dabei auch noch kompetent aussieht.

Heute aber mal keine Zeit, selbst zu schreiben. Dafür empfehle ich als bekannt konservativer Neoliberaler einen Artikel von Stephan Schulmeister aus der FAZ: Die Lernschwäche der Ökonomen. Ist zwar schon ein paar Tage alt, trotzdem hochaktuell für Leute, die was über Hintergründe und Zusammenhänge erfahren wollen. Zitat:

Ärzte, deren Therapie Teil der Krankheit ist, verstärken lieber die Dosis.

Knutschknuddel und die wundersame Geldvermehrung

2011-10-20

Vor drei Wochen stimmte der Bundestag ab über die EFSF, die so genannte „Eurorettung“. Die meisten Abgeordneten hatten zwar keine Ahnung, worum es geht oder wie viel Geld das den Steuerzahler kostet. (Spoiler: Es ging um zunächst mal 211 Milliarden Euro aus Deutschland.) Und ob überhaupt irgendjemandem klar war, dass die ganze Asche jetzt nicht etwa der EU zugeschoben wird, sondern einem privatwirtschaftlichen Unternehmen, ist auch arg zweifelhaft. Dieses Unternehmen nämlich, genau die EFSF (European Financial Stability Facility), ist eine luxemburgische AG ohne jede demokratische Kontrolle.

Ist aber auch alles nicht so wichtig, denn die 211 Milliarden reichen ohnehin nicht. War dem Herrn Finanzminister Schäuble wahrscheinlich von Anfang an klar, auch wenn er wochenlang rumdruckste und erst jetzt langsam rausrückt mit dem, was er tatsächlich vorhat. Weil er aber wohl ahnt, dass es vielleicht doch zu leisem Unmut kommt, wenn er plötzlich nicht mehr Milliarden, sondern Billionen fordert, hat er sich einen kleinen Trick einfallen lassen. Das Geld, das jetzt schon bewilligt wurde, soll nämlich gehebelt werden. So könne er aus 211 Milliarden locker ein paar Billionen machen, meint er.

Ehrlich gesagt, ich wäre auch gern so schlau wie der Herr Schäuble. Ich könnte zwar mangels Masse keine Milliarden hebeln, aber aus einem Zehner mal schnell nen Fuffi oder gar nen Hunderter zu machen hätte ja auch seinen Reiz. Also hab ich mal das Internet angeworfen und mich schlau gemacht, was es mit der wundersamen Geldvermehrung so auf sich hat.

Derivate und Optionsscheine

Wie funktioniert denn so ein Hebel? Ganz grob gesagt sind die meisten Hebel Derivate. Und was ist jetzt ein Derivat? Am einfachsten kann man das wohl an Optionen erklären.

Nehmen wir an, die Knutschknuddel AG verkauft Plüschtiere. Ihre Aktien stehen im Moment bei 100 Euro und sind gerade im Aufwind. Weihnachtsgeschäft und so. Ich hoffe, dass der Kurs weiter steigt.

PhotographyBySakura, http://www.flickr.com/photos/sakura-harusame/3106259946/

Diese Anlegerin kann ruhig schlafen: Sie verlässt sich auf drei erfahrene und sehr diskrete Vermögensberater. (1)

Der langweilige Weg

Da könnte ich jetzt einfach für 100 Euro eine Aktie kaufen. Wenn dann zu Jahresende eine Knutschknuddel-Aktie 130 Euro wert ist, kann ich die wieder verkaufen und habe 30 Euro Gewinn gemacht. Wenn der Kurs fällt, verkaufe ich eben mit Verlust. Oder ich warte, bis der Kurs wieder steigt. (Transaktionsgebühren und Steuern lassen wir mal weg. Die fallen nur für Kleinanleger ins Gewicht, Große mogeln sich da raus. Und wir denken jetzt groß.)

Wir machen es spannend

Aber die 30 Euro reizen mich noch nicht. Ich will mehr Gewinn machen. Also gehe ich zur Bank und sage der freundlichen Dame hinter dem Tresen: „Wetten, dass Knutschknuddel zu Jahresende mindestens 100 wert ist?“ Sie hält dagegen und bietet mir folgenden Deal an: Ich zahle 10 Euro dafür, dass ich zu Jahresende eine Knutschknuddel-Aktie für 100 kaufen kann. Dafür stellt sie mir eine Art „Wettschein“ aus. Dieser Wettschein ist nun eine Option. Was fange ich damit an?

Wenn Knutschknuddel Ende Dezember wirklich bei 130 Euro steht, kann ich den Wettschein einlösen. Ich darf dann eine Aktie für 100 kaufen und kann sie sofort wieder für 130 Euro verkaufen. 30 Euro minus die 10, die ich bereits für den Wettschein bezahlt habe, macht 20 Euro Gewinn. Und da ich ja 100 Euro zum Zocken habe, kann ich mir gleich 10 Optionsscheine von der Bank kaufen. Macht 200 Euro Gewinn, statt bloß 30 mit einer langweiligen Aktie. Also fast das Siebenfache. Toller Plan, nicht?

Dummerweise ist meine Kristallkugel aber gerade zur Reparatur. Das heißt, ich kann nicht wirklich sicher sein, dass Knutschknuddel 130 erreicht. Oder auch nur 110, womit ich Plusminus Null rauskäme. Wenn die Aktie nämlich am 31. Dezember zu 100 Euro gehandelt wird oder sogar darunter, sind meine Optionsscheine genau gar nichts mehr wert. Denn warum sollte ich sie noch einlösen („wahrnehmen“ sagt man da unter Zockern) und eine Aktie für 100 von der Bank kaufen, wenn ich sie im Spätkauf um die Ecke für, sagen wir, 95 haben kann? Und überhaupt: Ich habe dann ja gar kein Geld mehr. Auf die langweilige Tour hätte ich immerhin noch eine Aktie im Wert von 95 Euro. Mit den Optionsscheinen habe ich meinen gesamten Einsatz verbraten.

Es hätte mich auch stutzig machen müssen, dass die Bank überhaupt auf meine Wette eingeht. Denn offenbar haben die da ja nicht geglaubt, dass der Aufwärtstrend von Knutschknuddel anhält. Wenn sie das nämlich angenommen hätten, hätten sie besser selbst Aktien gekauft, statt sich auf meine Wette einzulassen.

Je komplizierter, desto crash

Optionen sind also so etwas wie Wetten. Wenn ich sie verliere, ist mein ganzer Wetteinsatz futsch. Und wie bei einer Wette braucht es immer jemanden, der dagegen wettet. Das ist in den meisten Fällen die Bank. Die hat einen großen Vorteil: Sie beschäftigt Tausende von Spezialisten, die den ganzen Tag über Börsen- und Wirtschaftdaten im Internet kucken und den Finanzmarkt analysieren. Ziemlich wahrscheinlich, dass diese Leute bessere Voraussagen treffen können als ich.

Da aber jeden Morgen genügend Leute aufstehen, die sich einbilden, sie seien schlauer als die Bank, findet sie auch immer genügend Dumme, die sich auf Wetten einlassen. Auf Optionen, Futures, Credit Default Swaps, Leerverkäufe, Forward Rate Agreements, Puts, Cross Currency Swaps und was es sonst noch an Derivaten gibt. Die heißen so, weil sie von den Kursen tatsächlicher Wertpapiere oder Güter abgeleitet sind (die alten Römer sagten dazu derivare). Manche von ihnen sind so kompliziert, dass selbst VWL-Professoren und Börsenanalysten nicht genau durchblicken. Faustregel: Je komplizierter, desto crash. Desto größer aber auch die Euro- und Dollarzeichen in den Augen der Anleger. Denn manchmal gewinnt tatsächlich auch der Anleger. Geschäftsrisiko. Auf lange Sicht (und die Finanzwelt hat einen sehr langen Atem) gilt aber immer die Zockerregel:

Im Kasino gewinnt immer nur die Bank.

Too Big to Fail

Erinnert sich noch jemand an die Bankenkrise von 2008/2009? Als Lehmann zusammenbrach und in der Folge eine Menge Banken in Schieflage gerieten? Das war zu Anfang eine Immobilienblase — das heißt, die Banken gaben Hinz und Kunz Kredite, um Immobilien zu kaufen, mit dem Effekt, dass die Preise für Häuser und Grundstücke in den USA immer höher stiegen. Als dann Hinz krank und Kunz arbeitslos wurde und beide die Kredite nicht mehr zurückzahlen konnten, brach das Kartenhaus zusammen. Die Banken kassierten die ganzen Immobilien dann für billig ein, durften dafür aber ihre Hypotheken abschreiben. Das hätte das Bankensystem wahrscheinlich noch verkraftet. Wirklich dramatisch wurde die ganze Krise dadurch, dass die Banken selbst massiv mit Derivaten gezockt hatten. Oft wider besseres Wissen, aber die Aktionäre wollten es so. Am Ende hatten die Banken einen großen Teil ihres Eigenkapitals verbraten. Und dazu noch Schulden.

Zunächst bekamen deshalb Unternehmen, die zum Beispiel neue Maschinen brauchten, auch keine Kredite mehr. Dann munkelte man, dass auch die Spareinlagen, Pensionsfonds und Renten weg wären. Es kam zur Panik, zum Absturz der Börsenkurse und zur schlimmsten Wirtschaftskrise seit 1930. In Deutschland — man erinnert sich noch daran, was hierzulande nach 1930 so abging — wurde die Krise dadurch abgefedert, dass viele Arbeitnehmer über Monate auf einen Teil ihres Lohns verzichteten. Schließlich pumpten Staaten auf der ganzen Welt massiv Geld in die Banken, weil die ja „systemrelevant“ sind und „too big to fail“: Das heißt, die Regierungen hatten mehr Angst davor, dass die Banken zusammenbrechen, als davor, die Steuereinnahmen aus mehreren Jahren den Banken zu schenken. Die Bankenrettung kostete zehn Mal mehr als der zweite Weltkrieg. Allein in Deutschland fast 500 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Damit hätte man sämtliche Arbeitslose 20 Jahre lang durchfüttern können, plus Zinsen.

Die Banken hatten sich also in Wirklichkeit gar nicht verzockt. Auch diesmal nicht. Sie konnten sich nämlich darauf verlassen, dass die Staaten ihre Verluste ausgleichen, indem sie das Geld der Bevölkerung wegnehmen. Weil Banken ja wichtiger sind als Menschen.

Zeitbomben und Massenvernichtungswaffen

Was 2008 und 2009 als Verlustausgleich an die Banken ging, ist jetzt genau das Geld, das den Kindergärten und Schulen, dem Straßenbau, den Krankenhäusern und den Hartzern fehlt. Schlimmer noch: Der Staat hatte das Geld gar nicht. Er hoffte lediglich, es in den nächsten Jahren einzunehmen, was ja wegen der Wirtschaftskrise nun auch schwieriger geworden war. Er musste sich also dafür verschulden. Natürlich bei den Banken. Die flugs ihre Zinsen erhöhten, denn Geld war ja plötzlich teuer geworden. In manchen Ländern ist die Wirtschaft trotz allem so leistungsfähig, dass es noch einige Zeit dauern kann, bis dieses System zusammenbricht. Bei anderen Ländern, Griechenland zum Beispiel, ging es schneller.

Warren Buffett nannte deshalb Derivate schon mal „Zeitbomben“ und „Massenvernichtungswaffen“. Der Mann ist der zweitreichste der Welt und ein Über-Zocker. Der sollte es also wissen. Unser Finanzminister hat diese Erkenntnis noch vor sich. (Dass er schon weiß, was er da tut, will ich mal zu seinen Gunsten nicht annehmen. Ich bin halt hoffnungslos gutgläubig.)

Herr Schäuble: Wie wäre es denn, wenn Sie mal Herrn Buffett anriefen und ihn um Rat fragten, bevor sie hier die große Illusionisten-Show geben? Dochdoch, Herr Buffett hätte sicher ein paar Minuten Zeit für Sie. Und wenn Ihr Englisch nicht reicht, hilft Herr Westerwelle garantiert gerne aus.

(1) (CC) by-nc-nd 2.0  PhotographyBySakura. Link auf Flickr.

Ahmadinejad ist schuld

2009-08-24

Warum ich Pirat bin – die Frage hat man mir in den letzten Wochen etliche Male gestellt. Mal im Gespräch mit Freunden („Was hat dich denn gebissen, dass du plötzlich so politisch bist?“), mal mit einem richtig dicken, fellbehängten ARD-Mikro (und jetzt ohne Vorbereitung und Schminke und ganz spontan in zehn Sekunden was Fernsehgerechtes formulieren, möglichst ohne „Äh“s und mit einer festen, engagierten, aber auf jeden Fall sympathischen Stimme – eine gute Übung …)

Antworten darauf gibt’s eine ganze Menge. Dass unsere Regierung Schritt für Schritt Freiheitsrechte beschneidet und Überwachungsmechanismen installiert, auf die ein Mielke stolz gewesen wäre. Dass Unternehmen dem schlechten Beispiel folgen und ihre Mitarbeiter, Kunden, Besucher auf eine Art bespitzeln und durchleuchten, die „widerwärtig“ zu nennen noch untertrieben wäre. Dass eine Ministerin nur „Kinderporno“ schreien muss, damit Grundrechte, die über Jahrzehnte unantastbar waren, einfach abgeschafft werden, eine Zensur eingeführt wird und das Parlament das Ganze mit überwältigender Mehrheit durchwinkt. Dass die vier Reiter der Infokalypse (Terror, Kinderporno, Drogenhändler, Raubkopierer) als Rechtfertigung noch jeder Gängelung und Bespitzelung herhalten müssen. Dass eine Gruppe im BKA, die nicht demokratisch kontrolliert wird, eine geheime Liste nicht genehmer Seiten erstellt, die ebenfalls nicht demokratisch kontrolliert wird – und wer in die Falle tappt, gegen den kann strafrechtlich ermittelt werden, mit Hausdurchsuchung, Beschlagnahme, Verlust von Arbeitsplatz, Wohnung, Beziehung. Dass die große Koalition, voran Innenminister Schäuble, ein Klima der Angst, Verdächtigung und Rechtsunsicherheit schürt, das die Menschen nicht nur daran hindert, ihre Meinung zu äußern („Lieber nichts sagen, wenn ich meinen Job behalten will“), sondern schon daran, sich überhaupt zu informieren („Lieber nicht klicken, es könnte ja ein Stopp-Schild lauern“).

Dass Politik, wie sie sich heute in Deutschland gebärdet, gar keine erkennbaren Ziele mehr hat oder auch nur breit diskutiert würde – sondern nur noch verwaltet (meist im Interesse der Großkonzerne) und dabei nicht bereit ist, Eigenverantwortung zu übernehmen, sondern sich auf „Befehlsnotstand“ aus Brüssel beruft (ja wer zum Teufel hat denn die ganzen Kommissare nach Brüssel geschickt?). Damit ich recht verstanden werde: Ich bin mit Herz und Hirn Europäer. Aber damit Europa akzeptiert wird, muss es demokratisch funktionieren – und das tut es im Moment einfach nicht. Dass laut über eine Halbierung der Hartz-IV-Sätze nachgedacht wird, gleichzeitig aber die Banken, die ja wohl hauptverantwortlich für die momentane Wirtschaftskrise sind, als Belohnung für Gier und Unfähigkeit über 500 Milliarden an Steuergeldern allein in Deutschland erhalten, und mit diesem Geld fröhlich weiter spekulieren, statt es in die produktive Wirtschaft weiterzuleiten – und die Verträge, die diesen Geldsegen festlegen, vor dem normalen Bürger geheim gehalten werden: Dass in Zukunft anders gewirtschaftet würde, ist unter diesen Bedingungen kaum zu befürchten.

Dass das Internet zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte die Möglichkeit geschaffen hat, alle an Kultur, Bildung und Information teilhaben zu lassen – aber Regierende und Content-Industrie alles tun, um diese digitalen Güter künstlich knapp zu halten und einen Großteil der Nutzer zu kriminalisieren. Dass die digitale Verteilung der Kultur aber einfach nicht mehr gestoppt werden kann, es sei denn um den Preis massiver Überwachung und Einschränkung jedes Bürgers (aber vielleicht ist ja gerade das gewollt, siehe oben).

Dass Demos wenig bewirken und Online-Petitionen (wie das gegen die Internet-Zensur) vom Parlament schlicht ignoriert werden, selbst wenn über 130.000 Bürger unterzeichnen. Dass es deshalb eine Partei wie die Piraten braucht, die die Spielregeln des parlamentarischen Systems nutzt, um dieses System zu verändern – oder besser gesagt, nicht so sehr zu verändern als mehr auf die doch sehr brauchbare grundgesetzliche Grundlage zurückzuführen.

Und dass es in einer noch recht kleinen Partei mit dafür sehr engagierten und überwiegend sehr kompetenten Leuten einfach mehr Spaß macht, politisch zu arbeiten, und mehr Erfolgserlebnisse verschafft, als wenn ich mich z. B. in einen grünen, linken oder sozialdemokratischen Ortsverein setzen würde (die anderen beiden kämen für mich eh nicht in Frage).

Das alles sind gute Gründe, Pirat zu werden. Aber den Anstoß hat mir ein anderer gegeben – nämlich der iranische Schon-wieder-Präsident, Antisemit, Holocaust-Leugner und Atombombenbastler Ahmadinejad – der ja u. a. ganz gern mal mit deutscher Überwachungstechnologie beliefert wird, sozusagen als Crash-Test-Dummy – bzw. die Vorgänge um seine „Wiederwahl“.

In diesen Wochen, als für kurze Zeit die Hoffnung aufkeimte auf einen demokratischen Umschwung im Iran, der weder von den Mullahs noch von der CIA gesteuert würde, sind mir nämlich drei Dinge klar geworden:

  • Was auch in Mitteleuropa möglich ist, wenn es den Herrschenden gelingt, Wahlen und demokratische Entscheidungen unüberprüfbar zu machen. Nicht dass ich Schäuble und Konsorten schon für ausgemachte Demokratiefeinde hielte: Aber welches Scheunentor sie aufmachen mit ihrer allumfassenden Kontrolle der Bürger und den damit einher gehenden Möglichkeiten der Manipulation, werden sie wohl erst begreifen, wenn es für uns alle zu spät ist. Die „Schere im Kopf“ hat dann genau die mundtot gemacht, deren Meinung wir dringend hören müssten.
  • Dass das Internet viel mehr ist als eine Spielwiese für technikverliebte Männer und exhibitionistische Zeitgenossen. Dass es das erste Medium ist, wo weder wirtschaftliche noch politische Macht entscheidend ist (obwohl es hilft), sondern vor allem Inhalt und Glaubwürdigkeit. Und dass genau diese Offenheit geschützt werden muss.
  • Wie wichtig es sein kann, anonym seine Meinung äußern zu können, besonders in Zeiten der Unterdrückung. Wer damit rechnen muss, dass nachts die Basiji die Tür eintreten, möchte vielleicht lieber seinen Namen nicht nennen. Und wer, wie hierzulande, damit rechnen muss, dass all seine Kontakte, Bewegungsprofile, Krankheiten, Kontenbewegungen, angeklickten Websites etc. gespeichert werden, lieber auch nicht – allein schon, um die Menschen zu schützen, die ihm lieb sind.

Also: Danke, Mahmud, alter Folterfreund. Du hast meinen Entschluss beschleunigt. Vielleicht gibt ja es einmal eine Gelegenheit, uns zu revanchieren. Grün ist gar nicht so weit weg von orange. Und das mag schneller gehen, als du denkst.